Binnenschifffahrt
Die Binnenschifffahrt deckt bereits heute einen erheblichen Anteil des Gütertransportaufkommens. Sein weiterer Ausbau ist Teil der europäischen Strategie zur Verlagerung des Gütertransports von der Straße auf Schiene und Wasserstraßen.1 Elektrische Antriebskonzepte stellen wichtige Ansätze für eine klimaneutrale Binnenschifffahrt dar. Damit einher geht eine erhebliche Verbesserung der Luftqualität. Derzeit besonders im Fokus sind hybride Lösungen mit Wasserstoff und Batterie.
Referenzen
1 BMWI (2018): Maritime Forschungsstrategie 2025.
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Relevanz dieses Anwendungsfeldes
Die Binnenschifffahrt stellt ein wichtiges Transportmedium für den Güterverkehr dar. Auf 7.700 km Wasserstraßen in Deutschland wurden 2018 mehr als 197 Mio. t Güter transportiert. Dies entspricht knapp 5 % des gesamten Gütertransports in Deutschland. Über 90 % entfielen dabei auf die Güterabteilungen Erze, Mineralölerzeugnisse, fossile Brennstoffe, chemische Erzeugnisse, Erzeugnisse der Land- und Forstwirtschaft, Sekundärrohstoffe, Abfälle und Metallerzeugnisse.2
Zwar sind die CO2-Emissionen pro Tonnenkilometer um 75 % geringer als beim LKW-Transport. Allerdings bewegt sich die Belastung durch Luftschadstoffe (Stickoxide und Feinstaub) pro Tonnenkilometer wegen der verwendeten Kraftstoffe und Motorentechnik in ähnlicher Höhe. Angesichts dessen, dass die Ladekapazität eines durchschnittlichen Binnenschiffes der von über 100 Sattelschleppern entspricht,3 verwundert es nicht, dass die Luftbelastung durch Schiffe vor allem in Städten mit Binnenhäfen zunehmend in den Fokus der öffentlichen Debatte gerückt ist.
Im Zuge der Verschärfung der Europäischen Gesetzgebung zur Reduktion der Umweltwirkungen in der Binnenschifffahrt nimmt der Anteil an Gasantrieben (LNG) im Schiffsneubau zu.4 Der Einsatz von Elektroantrieben steht dagegen noch am Anfang, verspricht jedoch mittelfristig Vorteile hinsichtlich Klimaneutralität und Wirtschaftlichkeit.
2 Destatis (2020): Güterverkehr - Beförderungsmengen nach Güterabteilungen und Verkehrsträgern in 1.000 Tonnen für Eisenbahn, Binnenschifffahrt, Seeverkehr und Straßenverkehr inländischer Lastkraftwagen.
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3 Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) (2018): Jahresbericht 2017. Europäische Binnenschifffahrt – Marktbeobachtung.
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4 EU (2016): Verordnung (EU) 2016/1628 vom 14.09.2016.
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Einsatz von Batteriespeichern
Für den Einsatz von Batteriespeichern in der Antriebstechnik von Binnenschiffen gibt es zwei verschiedene Grundkonzepte: batterieelektrische und wasserstoffbasierte Antriebe. Bei batterieelektrischen Antrieben wird die gesamte Antriebsenergie in Traktionsbatterien mitgeführt. Bei wasserstoffbasierten Antrieben wird Wasserstoff mittels eine Brennstoffzelle in Strom umgewandelt, der dann über eine Batterie für den Elektroantrieb eingesetzt wird.5 Neben der Antriebsenergie kann so auf dem Schiff auch die Energie für die Bordelektronik entsprechend bereitgestellt werden. Dies erfolgt dann in der Regel durch den Einsatz eigenständiger Batterien und damit losgelöst von der Traktionsbatterie. Auch der Lade- und Löschvorgang im Hafen mit dem entsprechenden Maschinenpark ist bisweilen Gegenstand von Elektrifizierungsmaßnahmen.
Eine Orientierung zu den Einsatzmöglichkeiten von Elektromobilität auf dem Wasser bieten die Überlegungen von Holbach.5 Das von ihm vorgestellte Wasserstoffkonzept benötigt 3 Brennstoffzellen mit einer Leistung von je 100 kW sowie eine Batteriekapazität von 2 x 1.160 kWh für den Antrieb bzw. 2 x 116 kWh für die Bordelektronik.5 Zur Überbrückung kurzer Reichweiten (im Bereich von 65 km/Tag) und mittlerer Betriebszeiten (8 Stunden/Tag) empfiehlt er rein batterieelektrische Antriebe, für mittlere Reichweiten (100-130 km/Tag) und längere Betriebszeiten (16 Stunden/Tag) wasserstoffbasierte Antriebe. Je nach Infrastruktur bietet sich bei letzteren aus ökologischen und ökonomischen Gründen eine Tank-Stopp-Strategie an, die ein wiederholtes Zwischenladen der Batterie zur Reduktion des Brennstoffzelleneinsatzes nutzt.
Auch im Rahmen von Hybrid-Konzepten mit fossilen Energieträgern können Batterien zum Einsatz kommen. Hierbei erzeugen Dieselgeneratoren Strom für den elektrischen Schiffsmotor. Durch Entkopplung der bei Verbrennungsmotoren üblichen mechanischen Verbindung zwischen dem Schiffsmotor und der Schiffsschraube sowie den Einsatz einer Pufferbatterie kann das Gesamtsystem im Effizienzoptimum betrieben werden. So lassen sich Kraftstoffverbrauch wie auch Schadstoffemissionen in erheblichem Maße verringern.6
5 Holbach, Gerd (2020): „Elektromobilität auf dem Wasser mittels Brennstoffzelle und Wasserstoff am Beispiel des Schubbootes ELEKTRA", Vortrag anlässlich der Innovationskonferenz des Projekts "E-Mobilität in Binnen- und Küstenschifffahrt" am 27./28.01.2020.
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6 Vandel Jensen, Helge (2017): Hocheffiziente Hybridantriebe in der Binnenschifffahrt, AUTOCAD & Inventor Magazin
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Performance-Anforderungen
Die Binnenschifffahrt gerät wegen ihrer negativen Umweltwirkungen vermehrt in den Fokus der öffentlichen Diskussion. Daher spielt Umweltverträglichkeit auch bei der eingesetzten Batterietechnologie eine zentrale Rolle. Mit Blick auf die durchschnittliche Betriebsdauer der Schiffe kommt darüber hinaus der Investitionssicherheit in Verbindung mit hohen Sicherheitsanforderungen eine Schlüsselrolle zu. Die verwendeten Batterien sollten mindestens 30 Jahre halten und geringstmögliche Risiken hinsichtlich Entflammbarkeit und Explosionsgefahr aufweisen.
Die Schnellladefähigkeit der Batterie entscheidet darüber, wie viel Strom für die Weiterfahrt während des Lösch- oder Ladevorgangs im Hafen geladen werden kann. Sie ist damit ein wichtiger Faktor für die Routenplanung.
Marktausblick
Rund 90 % des europäischen Außenhandels und 35 % des Binnenhandels erfolgen über die See- und Binnenschifffahrtswege.1 In Deutschland entfallen knapp 5 % aller Gütertransporte auf die Binnenschifffahrt.2 Das Marktvolumen für Batteriespeicher ergibt sich insbesondere aus dem Umfang der Schiffsflotte sowie der Austauschrate – welche wiederum stark von der entsprechenden Umweltgesetzgebung abhängig ist. In Europa gibt es derzeit über 15.000 Binnenschiffe für den Güterverkehr. Während die Gesamtanzahl seit 2005 stetig gesunken ist, stieg die Tonnage der Schiffe. Dies liegt daran, dass kleinere Schiffe die Flotte verließen und durch größere Schiffe ersetzt wurden.7
Würden die europäischen Binnenschiffe sämtlich auf Brennstoffzellen-Antrieb umgestellt, ergäbe sich daraus auf Basis von Holbachs Wasserstroffkonzept (s. o.) ein Batteriebedarf in Höhe von 38 GWh. Je nach Einbeziehung rein batterieelektrischer Antriebe stiege dieses Marktvolumen deutlich.
7 Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) (2020): Jahresbericht 2019. Europäische Binnenschifffahrt – Marktbeobachtung.
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